Zwischenergebnisse Winterhalbjahr 2019/20
Ziele für das Jahr 2019 waren der Neubau von zwei Fledermausquartieren, die bauliche Optimierung von insgesamt vier Fledermaus-Winterquartieren sowie der Einbau von Technikeinheiten (Lichtschranken, Batcorder und weitere Datenlogger) zur Erfassung der überwinternden Fledermäuse, um mehr über die Populationsdynamik während der Überwinterung herauszufinden. Der Start des mehrjährigen Monitorings war für den Spätsommer 2019 angesetzt.
Im Winterhalbjahr 2019/20 wurden zwischen November und März acht bestehende Fledermaus-Winterquartiere näher untersucht. Dabei handelt es sich um die zum Teil im Rahmen des Projektes optimierten Quartiere mit den Bezeichnungen Eiskeller, Zienitz, Fasskeller, Pumpstation, Talmühle, Heidehaus, Forst Dragahn 1 und Forst Dragahn 2.
Ergebnisse
Bei Sichtkontrollen im Februar 2020 konnte in den acht Kellern ein sehr guter Bestand von 714 Tieren aus elf Arten erfasst werden - darunter auch eine seltene, bereits seit 2014 wiederkehrende albinotische Wasserfledermaus. In dem im Sommer 2019 neu geschaffenen Quartier "Hochbehälter bei Hitzacker" wurden bereits drei überwinternde Fledermäuse gesichtet (zwei Fransenfledermäuse und ein Braunes Langohr). Eine so schnelle Erstbesiedlung ist bemerkenswert.
Die automatisierte Erfassung mit Lichtschranken und Batcordern brachte an den drei untersuchten Winterquartieren Eiskeller, Zienitz und Hochbehälter insgesamt 90.000 Datensätze von Fledermaus-Aktivitäten. Es wurden dabei sowohl die Schwärmphasen vor den Quartieren nach Artenzusammensetzung und Tageszeit als auch die Ein- und Ausflüge in das Quartier in Abhängigkeit von Temperatur und Luftfeuchtigkeit innerhalb und außerhalb des Quartieres über den gesamten Verlauf des Winters erfasst.
Am Beispiel des Winterquartiers Zienitz zeigten sich für das Winterhalbjahr 2019/20 (Oktober-Anfang Mai) folgende Ergebnisse:
- Von den insgesamt 5.136 aufgezeichneten Rufaufnahmen vor dem Quartier sind 1.943 (37,8 %) der Gruppe Pipistrelloid, also Zwergfledermäuse, Rauhautfledermäuse und Mückenfledermäuse, zuzuordnen. Diese Arten nutzten das Gebiet um das Winterquartier als Jagdhabitat und als Transferkorridor. Eine Nutzung des Winterquartieres selbst wurde von diesen Arten bisher nicht beobachtet. Gleiches galt für die Gruppe der Nictaloiden (Gr. Abendsegler, Kleiner Abendsegler) mit 2.602 Rufen (50,7 %).
- Bei den übrigen registrierten Familien und den dazugehörigen Arten (Anteil 11,5 % mit Mopsfledermaus, Fransenfledermaus, Wasserfledermaus und Braunes Langohr) konnte sowohl eine Nutzung als Winterquartier als auch eine Nutzung um das Winterquartier herum als Jagdhabitat festgestellt werden.
- Die kumulative Tagesphänologie über das Winterhalbjahr zeigte eine sehr starke nächtliche Aktivität und Nutzung des Winterquartieres in den Abendstunden von 20-22 Uhr, mit einer dann starken Abnahme bis 2 Uhr morgens. Ab etwa 4:30 Uhr begann dann die Rückkehr zum Quartier mit einem Peak zwischen 5-5:30 Uhr.
- Die Jahresphänologie vor dem Winterquartier zeigte hohe Rufaktivitäten im Herbst von Oktober bis November und markierte die Einwanderung der meisten winterschlafbereiten Fledermäuse. Ihren Maximalbestand haben die Winterschlafgesellschaften in den letzten Jahren meist Mitte Januar erreicht. Ab Ende Februar begann die Abwanderung, wobei die Mopsfledermäuse zumeist die ersten sind. In den Zwischenmonaten Dezember und Januar herrschte dagegen im und am Winterquartier erwartungsgemäß eine relative Ruhe. Die Rufaktivitäten in diesen Monaten beschränkten sich auf wenige jagende Zwergfledermäuse, die nachts das Quartier aufsuchten.
- Insgesamt nutzten acht Fledermausarten das Quartier zur Überwinterung (Mopsfledermaus, Wasserfledermaus, Bartfledermaus spec., Fransenfledermaus, Braunes Langohr). Vor dem Quartier jagten oder wanderten mindestens sechs weitere Arten durch: Großes Mausohr, Großer Abendsegler, Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus, Mückenfledermaus und Rauhautfledermaus.
