„Klaar Kimming“ für Kiebitz, Rotschenkel und Knäkente im Wiesenvogelgebiet Bullenbruch
Im Bullenbruch, 640 Hektar mit Gräben durchzogenes Grünland aus Wiesen und Weiden am Rande des Alten Landes bei Horneburg im Landkreis Stade, trillern und flöten von Frühling bis Sommer die Wiesenvögel. Auf den feuchten Flächen brüten stark bedrohte Kiebitze, Rotschenkel und Bekassine. Hier finden sie auch reichlich Nahrung für ihren Nachwuchs. Wiesenvögel lieben die baumlose Weite, denn die schützt sie vor bösen Überraschungen durch Feinde wie Fuchs oder Krähe. Deshalb werden ab Oktober viele Gehölze aus dem Grünland entfernt, neue aber am Rand des Bullenbruchs entwickelt.
Biologe Henning Kunze, Geschäftsführer der „KARL KAUS STIFTUNG für Tier und Natur“, die den Bullenbruch seit 2020 mit Unterstützung des Landkreises Stade betreut: „Wiesenvögel nisten am Boden, daher werden ihnen viele Nest- und Kükenräuber wie Fuchs, Marderhund und Hermelin, aber auch Rabenkrähen gefährlich. Die meisten Räuber kommen aus Zonen mit Bäumen und Gebüschen. Daher meiden Wiesenvögel solche Strukturen von Natur aus. Sie brauchen weites Offenland, um den Feind rechtzeitig zu sehen.“
Das haben Kunzes Bestandsaufnahmen im Gelände bestätigt: „Eine aktuelle Kartierung der KARL KAUS STIFTUNG im Bullenbruch zeigt das Meideverhalten der Wiesenvögel gegenüber solchen Strukturen. Büsche und Gehölze schränken den für Wiesenvögel zur Verfügung stehenden Lebensraum in der Niederung inzwischen enorm ein. Dabei handelt es sich aber um Flächen, die speziell dem Wiesenvogelschutz gewidmet sind.“
Ab Anfang Oktober 2024 werden deshalb die KARL KAUS STIFTUNG und der Naturschutz beim Landkreis Stade im Wiesenvogel-Kerngebiet Gehölze entfernen lassen. Die Maßnahme ist mit landwirtschaftlichen Pächtern und Jagdpächtern abgestimmt.
Biologe Kunze: „Die Entnahme von Bäumen und Büschen wird nach einem Gehölzentwicklungskonzept erfolgen, das die KARL KAUS STIFTUNG erstellt hat: Im Wiesenvogelkerngebiet werden Gehölze entnommen, im Gegenzug sollen sie aber in deren Randbereichen als Pufferzonen entwickelt werden. Dies fördert auch das Landschaftsbild mit harmonischen Übergängen zu den Randbereichen wie zur Geest und soll andererseits Lärm- und Lichtemissionen von Kreisstraße und Autobahn mindern.“
Kunze: „Historische Karten zeigen, dass der Bullenbruch seit Jahrhunderten immer eine baum- und buschfreie, moorreiche Niederung war. Daran erinnern sich auch die älteren Kenner der Region. Die jetzigen Maßnahmen fördern somit auch das ursprüngliche Landschaftsbild.“
Dr. Uwe Andreas, Leiter des Naturschutzes beim Landkreis Stade: „Schon jetzt kann sich dank vieler Maßnahmen das Arteninventar mit national bedeutsamen Brutbeständen sehen lassen. So nisten hier Bekassinen, Kiebitze, Rotschenkel, Löffel- und Knäkenten. Auch der Wachtelkönig sorgt in manchen Jahren für Nachwuchs. Die jetzt geplante Gehölzentnahme wird die Entwicklung weiter fördern.“
Ein freiwilliger „Kooperativer Gelege- und Kükenschutz“, insbesondere auf Privatflächen, wird von der Karl Kaus Stiftung seit 2023 angeboten und durch die landwirtschaftlichen Betriebe gut angenommen. Eine wesentliche Grundlage für den Wiesenvogelschutz bieten die Kompensationsflächen der Autobahn GmbH und des Landkreises Stade.
Biologe Kunze: „Der Bullenbruch ist bei Spaziergängern und Radfahrern zu Recht sehr beliebt. Das Naturerleben soll daher in den nächsten Jahren im Bullenbruch verbessert werden, etwa durch Informationen am Wegesrand und eine verbesserte Wegeführung.“ Gleichzeitig bitten Naturschutzbehörde und Karl Kaus Stiftung die Besucherinnen und Besucher, Wege nicht zu verlassen, Sperrungen zu beherzigen und Gatter zu schließen. Hunde sollten möglichst angeleint bleiben.
Redaktion: Christian Schmidt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Auftrag Landkreis Stade, Pressestelle